Krankheit kein Betriebsunfall des Lebens

Mediziner und Theologen diskutierten über den medizinischen Fortschritt

Hildesheim (bph) Die "Chancen und Grenzen des medizinischen Fortschritts" ergründete die Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung des Bistums Hildesheim (AFB) in Zusammenarbeit mit der bischöflichen Stiftung "Gemeinsam für das Leben" heute bei einem Studientag im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim.

"Können wir das, was wir wollen und dürfen wir das, was wir können?", fragte Dr. Werner Scheer, Leiter der Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung, im Hinblick auf die Fortschritte der Medizin. PD Dr. Georg von Knobelsdorff, Chefarzt der Intensivmedizin am St. Bernward Krankenhaus Hildesheim, schilderte am Beispiel verschiedener Patientenschicksale, in welche ethischen Konflikte zwischen medizinisch Machbarem und menschlich Sinnvollem ein Arzt kommen kann. Eine allgemein gültige Handlungsanweisung gebe es nicht, so der Intensivmediziner. Jeder dieser Fälle müsse individuell entschieden werden. Der Diskurs zwischen Ärzten, Pflegekräften und Angehörigen der Patienten habe sich in diesen Fällen als sehr hilfreich erwiesen.

Die medizinische Forschung müsse weiterhin frei sein, forderte Dr. Gerhard Kruip vom Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover, der das Thema aus soziologischer Sicht beleuchtete. Allerdings gelte es, die konkrete Anwendung der Forschungsergebnisse nach ethischen Gesichtspunkten zu kontrollieren und gegebenenfalls zu begrenzen.

"Hinter vielen gentechnischen Maßnahmen verbirgt sich letztlich der Wunsch nach Unsterblichkeit", betonte als letzter Vortragender des Tages Dr. Egbert Ballhorn, Referent für biblische Theologie bei der Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung. Wichtig sei jedoch, so Ballhorn, Grenzen menschlichen Lebens zu erkennen und zu akzeptieren.

Immer wieder war in den Gesprächen die Rede von der Gefahr einer "Zwei-Klassen-Medizin". Hier sei es eine wichtige Aufgabe der Kirche, "Lobby-Arbeit für die Armen und Schwachen in der Gesellschaft zu leisten", so Kruip. Ballhorn wünschte sich in diesem Zusammenhang, dass die Kirche offensiver auf andere Disziplinen zugehen und sich in der Öffentlichkeit mehr Gehör verschaffen solle.