„Wir sind in einer Krise“

Studientag im Bistum Hildesheim diskutiert die Würde des Menschen am Lebensende

Hildesheim (bph) Wie kann die letzte Phase im Leben eines Menschen gelingen? Darüber unterhielten sich gestern in Hildesheim auf dem Studientag zur Woche für das Leben ein Jurist, ein Mediziner und ein Theologe. Die Veranstaltung im Bischöflichen Generalvikariat stand unter der Überschrift „Menschenwürdig sterben“. Veranstalter war die Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung im Bistum in Zusammenarbeit mit der bischöflichen Stiftung „Gemeinsam für das Leben“.

„Können wir uns so viele Alte und Kranke überhaupt noch leisten?“, lautete die provokante Frage von Prof. Dr. Bernd Klees aus dem Fachbereich Recht der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel. Die zunehmende Begrenzung der Mittel verursache eine Krise bei der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen. Klees warnte aber vor einer „Ökonomisierung des Denkens“ und verlangte von der Politik klare Gestaltungsvorgaben, um die anstehenden Probleme zu bewältigen. Von den Kirchen erwarte er ein Einstehen für die Rechte von schwerkranken Menschen. Mit Blick auf das Sozialpapier der Deutschen Bischofskonferenz vom Ende letzten Jahres forderte der Jurist, sich in dieser Frage „nicht vom Zeitgeist leiten zu lassen“.

Dr. Rainer Prönnecke vom Klinikum Salzgitter unterstrich die Notwendigkeit, die sich stellenden Fragen zu lösen. „Wir müssen überlegen, bei wem wir wie viel Geld ausgeben“, wies er ebenfalls auf das Problem der leeren Kassen hin. Dabei dürfe man die Entscheidung nicht auf die Ärzte abwälzen. „Wir sind überfordert, die Grenze zwischen Leben und Tod zu ziehen“, sagte der Mediziner und Initiator der AG Palliativpflege in Niedersachsen.

„Man darf die Sterbenden nicht allein lassen“, betonte Prof. Dr. Werner Wertgen von der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen als Vertreter der theologischen Ethik. „Wir brauchen einander, besonders in Zeiten der Not“, plädierte er für eine intensive Sterbebegleitung. Die Palliativmedizin, die möglichst viel Lebensqualität bei Schwerstkranken zu erhalten versucht, sowie ein hohes Maß an Selbstbestimmung des Patienten seien weitere Grundvoraussetzungen für ein würdevolles Sterben.

Der Studientag verweist auf die diesjährige ökumenische „Woche für das Leben“, die vom 24. April bis 1. Mai unter dem Thema „Um Gottes Willen für den Menschen – Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens“ stattfindet.